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RHEINPFALZ: Tiefe Spuren hinterlassen

Veröffentlicht am 13.03.2020 in Ortsverein

ROCKENHAUSEN: Auf den Tag genau hat der SPD-Ortsverein sein 100. Jubiläum gefeiert. Die Schar der Gratulanten war groß, der Tenor unter den Anwesenden eindeutig: Die Sozialdemokraten haben das Erscheinungsbild des Städtchens nachhaltig geprägt.

Neun Genossen haben im Jahr 1920 den Rockenhausener Ortsverband gegründet – heute gehören diesem 107 Mitglieder an, wie erster Vorsitzender Thomas Glaß in seiner Begrüßung informierte. Er dankte Egon Busch und Karl-Heinz Seebald für die Aktualisierung der anlässlich des 65-jährigen Bestehens herausgegebenen Chronik. Für die gekonnte musikalische Begleitung des Abends sorgte das Blechbläserensemble der Gesangvereinskapelle Rockenhausen. Erfreut zeigte sich Glaß über das große Interesse am Jubiläum und dem Ortsverein insgesamt.100 Jahre SPD in Rockenhausen entspreche vier Generationen, betonte Egon Busch in seinem Rückblick. Bei der Gründung im Jahr 1920 habe den Menschen noch der erste Weltkrieg in den Knochen gesteckt. Da sei es ganz wichtig gewesen, mit sozialdemokratischer Politik die Bürger zu unterstützen und ihnen eine Zukunft aufzuzeigen. Dennoch sei man bei Wahlen meist nur dritt- oder viertstärkste Partei geworden, so Busch.

Erster hauptamtlicher StadtchefIm Beisein des früheren Europaabgeordneten Willi Rothley, der ehemaligen Staatsministerin Margit Conrad, des früheren Landtagsabgeordneten Rudolf Franzmann und des Kreisverbandsvorsitzenden Tristan Werner schilderte der langjährige Kommunalpolitiker Busch anschaulich die damalige Situation und historischen Zusammenhänge. Etliche Projekte hätten die Sozialdemokraten im Laufe der Zeit angestoßen und umgesetzt. Mit Adolf Rothley (1920-71) habe die SPD nicht nur den ersten hauptamtlichen Rockenhausener Bürgermeister gestellt, sondern auch eine große Persönlichkeit in ihren Reihen gehabt.Das Geschehen der vergangenen 35 Jahre skizzierte der Rockenhausener Ehrenbürger Karl-Heinz Seebald. „Es ist die Zeit, die viele der anwesenden Mitglieder mitgestaltet haben“, lobte der langjährige frühere Verbands- und Stadtbürgermeister. Immer wieder sei es dem Ortsverein gelungen, sozialdemokratische Politik in die städtischen Gremien zu bringen. Er habe seine Arbeit auf ein gutes Fundament bauen können. Die Wandlung der einst landwirtschaftlich geprägten Gegend in eine Wohn- und Wirtschaftsregion sei eine „unschätzbare Leistung“. Vorbildlich sei die Schaffung von Arbeitsplätzen und der Ausbau der Infrastruktur. Ein funktionierendes Schulsystem mit allen Bildungsgängen sei das Ergebnis einer Politik mit Weitblick.

Ferner sei es der SPD im damals neu gebildeten Donnersbergkreis gelungen, dezentrale Impulse zu setzen und dafür zu sorgen, dass Rockenhausen und Umgebung nicht von der Entwicklung abgekoppelt wurden. Hier habe man sich schon immer angestrengt, infrastrukturelle Nachteile durch Attraktivität auszugleichen, so Seebald. Als Beispiele nannte er die Innenstadtsanierung mit einer modernen Verkehrsplanung und das umfangreiche, weit über die Grenzen der Nordpfalz hinaus angesehene kulturelle Angebot. „Wir haben jederzeit deutlich gemacht, dass wir nicht Hinterland sind“, betonte der 31 Jahre lang amtierende frühere Stadtchef.

Das vorhandene Potential zu erkennen, sei Basis für die Zukunft. Der modern ausgebaute Bahnhof entfalte seine volle Bedeutung erst dann, wenn eine umsteigefreie Verbindung ins Rhein-Main-Gebiet bestehe. Im SPD-Ortsverein herrsche ein reges Leben, das sich nicht nur in der Organisation von Festen, sondern beispielsweise auch in der Herausgabe des „Blädsche“ zeige.

Bundestagsabgeordneter Gustav Herzog rief die Mitglieder dazu auf, in ihrer Einsatzbereitschaft nicht nachzulassen. Der Rockenhausener Ortsverein habe immer eine enge Beziehung zu „seinen“ Abgeordneten gehabt, dies solle auch so bleiben. Hier vor Ort werde vorbildliche und erfolgreiche kommunalpolitische Arbeit geleistet, lobte der Zellertaler. Diesen Weg solle der Jubiläumsverein fortsetzen.

Früh dran mit GanztagsschulenLob zollten die Verantwortlichen ihrerseits neben Herzog auch Landtagsabgeordneter Jaqueline Rauschkolb für ihre Bereitschaft, sich für die Belange der Stadt und ihrer Einwohner einzusetzen. Verbandsbürgermeister Michael Cullmann erinnerte daran, dass Rockenhausen einer der ersten rheinland-pfälzischen Standorte für Ganztagsschulen gewesen sei – mit ein Verdienst sozialdemokratischer Politik. Die Stadt sei das Mittelzentrum der Nordpfalz, daran werde sich auch nichts ändern. Das Ziel einer optimalen Verkehrsanbindung dürfe allerdings nicht aus den Augen verloren werden.„Karl-Heinz Seebald hat Geschichte in der Stadt Rockenhausen geschrieben“, hob der Präsident des rheinland-pfälzischen Landtags, Hendrik Hering, hervor. Er appellierte (nicht nur) an die anwesenden Gäste, aus der Geschichte zu lernen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Die Sozialdemokraten hätten sich jederzeit für die demokratische Freiheit eingesetzt und deshalb als einzige Fraktion 1933 dem Ermächtigungsgesetz widersprochen. Er sprach sich für einen gemeinsamen Kampf gegen alle die Demokratie gefährdenden Kräfte aus. Rheinland-Pfalz sei ein ländlich geprägtes Bundesland, deshalb sei ein funktionierender Öffentlicher Personennahverkehr unerlässlich – natürlich auch in Rockenhausen.llw

Quelle Ausgabe Die Rheinpfalz Donnersberger Rundschau - Nr. 59 Datum Dienstag, den 10. März 2020 Seite 13