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Jusos Donnersbergkreis: "Frauen sollten nicht nur mitgemeint sein"

Veröffentlicht am 11.02.2021 in Geschlechtergerechtigkeit

Hilfe, die Donnersberger Rundschau hängt noch in den 60ern fest! Unten findet Ihr unsere Stellungnahme, die leider nicht von der Rheinpfalz abgedruckt wurde. Es war auch einfach kein Platz mehr zwischen den 4 Texten von Männern die dort allesamt gegen das Gendern hetzen konnten. Lediglich ein Leser:innenbrief pro-Gendern wurde abgedruckt.

Es gehört zum guten Ton, dass alle Menschen korrekt angesprochen werden. Daher sollte selbstverständlich in der direkten Ansprache von Bürgerinnen und Bürgern (oder besser Bürger:innen) die Rede sein. Das gebieten allein Höflichkeit und Anstand und hat rein gar nichts mit irgendwelchen Hypes zu tun. Die sprachliche Gleichberechtigung von Mann und Frau als „Equalitysau“ zu bezeichnen, zeugt nicht von qualitativ hochwertigem Journalismus.

Schade auch, dass Frau Hartmetz nicht erkennt, dass Diskriminierung mit Sprache beginnt. Wenn im Allgemeinen von Kandidaten, Ingenieuren und Vorstandsvorsitzenden gesprochen wird, dann wird das automatisch mit männlichen Personen in Verbindung gebracht. Fast keine:r denkt dabei an Frauen. Dass die Rheinpfalz die weibliche Form verwendet, z.B. bei Kindergärtnerinnen, ist nicht ausgleichend, sondern verstärkt die genannten Rollenbilder weiter und ist nicht folgerichtig. In deutschen Vorständen beträgt der Frauenanteil nur 10%. Zudem gibt es lediglich 17% Bürgermeisterinnen im Donnersbergkreis. Frauen werden in Deutschland immer noch 19% schlechter bezahlt als Männer! Gründe dafür sind beispielsweise, dass fast ausschließlich Männer Maschinenbau und andere Ingenieurwissenschaften studieren, obwohl Frauen häufig ein besseres Abitur haben. Das ist kein akademisches Hirngespinst, sondern traurige Lebensrealität.

Beim neutralen Sprechen geht es um ein gesellschaftliches Umdenken, bei dem alle Menschen gleich gut repräsentiert sind. Aufwachsende Kinder sollten wissen, dass sie alles werden können. Egal, wie sie heißen, wo sie herkommen, welche Hautfarbe, sexuelle Orientierung oder Identität sie haben. Sie können Kanzlerinnen, Doktorinnen, Kindergärtner und Erzieher werden. Sprache ist ein Mittel, das zu ermöglichen. Natürlich wissen wir, dass neutrales Sprechen nicht das größte Problem dieser Welt ist, aber es ist eines, das mit ein wenig Sorgfalt gelöst werden kann. Nachfolgende Generationen werden es wahrscheinlich befremdlich finden, dass einst nur die männliche Form gesprochen wurde. Genauso, wie es uns heute unfassbar erscheint, dass eine Frau sich als „Bankkaufmann“ bezeichnet. Die Rheinpfalz ist diesen Schritt in Richtung Gleichberechtigung der Sprache damals auch mitgegangen, obwohl viele dagegen waren. Warum also jetzt zögern?

Beim neutralen Sprechen geht es darum, eine offene Sprache zu wählen, die niemanden ausschließt, nicht mehr und nicht weniger. Die genaue Ausgestaltung, ob mit Sternchen, Doppelpunkt oder Verlaufsform kann natürlich diskutiert werden. Frauen sollten 101 Jahre nach der Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland nicht weiter nur „mitgemeint“ sein, sondern sich als eigenständige Individuen in der deutschen Sprache und Gesellschaft wiederfinden.