.

.

Die Rheinpfalz vom 05. April 2014

Veröffentlicht am 05.04.2014 in Kommunales

Verbandsgemeinde will Fairtrade-Siegel

EISENBERG: Größeres Angebot an fair gehandelten Produkten als Ziel – Handel, Gastronomie, Kirchen, Kitas, Schulen und Vereine im Boot

Von Joerg Schifferstein

32 potenzielle Partner für einen fairen Handel hat die Verbandsgemeinde Eisenberg zu einer ersten Präsentation der internationalen Kampagne „Fairtrade Towns“ eingeladen. Die Verbandsgemeinde Eisenberg soll eine solche Zone werden, in der viele Produkte aus fairem Handel zu haben sind. Vorwiegend Vertreter der Kindertagesstätten, Schulen, Kirchen, Vereine sowie aus dem Einzelhandel und der Gastronomie wurden ins Rathaus eingeladen, um sich zu informieren.

„Ziel soll es sein, Fairtrade-Verbandsgemeinde zu werden. Das wäre ein großer Imagegewinn für uns, außerdem ist die gesamte Maßnahme für die Verbandsgemeinde Eisenberg weitgehend kostenneutral“, führte Bürgermeister Bernd Frey in das Thema ein, bevor Thilo Eidt vom Verein Partnerschaft Eine Welt über seine Organisation und deren Anliegen informierte: Der Verein besteht seit 1985, unterhält die beiden Weltläden in Grünstadt und Eisenberg und hat rund 125 Mitglieder. „Auf der Welt hungern rund eine Milliarde Menschen, 37.000 Menschen verhungern jeden Tag. Aus diesem Ansatz heraus wurde der Verein gegründet. Bildungsarbeit und die Unterstützung politischer Arbeit mit dem Ziel, für ökologischen Anbau und fairen Handel zu werben, sind unsere Aufgaben“, sagte Eidt als Einstieg. Mit einem Film verdeutlichte er im Anschluss die Mechanismen des Welthandels, die aus Sicht seines Vereins zu einer Benachteiligung vor allem der ärmeren Entwicklungsländer führen.Heike Sattler, die Geschäftsführende Beamtin der Verbandsgemeinde Eisenberg, erklärte im Anschluss die Voraussetzungen für die Schaffung einer Fairtrade-Verbandsgemeinde. Zunächst müsse der VG-Rat den Beschluss fassen, dass die Verbandsgemeinde Fairtrade-VG werden will. Eine Anmeldung im Internet sei nötig. Dazu gehöre auch, dass beispielsweise im Bürgermeisterbüro fair gehandelter Kaffee und weitere Produkte aus fairem Handel verwendet werden. „Das haben wir bereits umgesetzt, wir kaufen unseren Kaffee für den dienstlichen Gebrauch im Weltladen ein“, sagte Frey.

Danach muss eine Steuerungsgruppe gebildet werden, die sich um die Umsetzung kümmert. In dieser Gruppe sollen Vertreter aus allen gesellschaftlichen Bereichen, Politik, Einzelhandel, Weltladen, Kirchen und Schulen, Kindertagesstätten und Vereinen sitzen. Idealerweise sollte sich auch die Gastronomie an dem Projekt beteiligen, am Mittwochabend war allerdings niemand von den eingeladenen Betrieben aus der Verbandsgemeinde erschienen. „Heute, am Abend, haben die Restaurants geöffnet, das war so zu erwarten. Hier werden wir im persönlichen Gespräch nacharbeiten und Überzeugungsarbeit leisten“, versprach Frey.

Eisenberg braucht, um die Anerkennung als Fairtrade-Verbandsgemeinde zu erreichen, vier Einzelhandelsgeschäfte und zwei Gastronomiebetriebe, die jeweils mindestens zwei Fairtrade-Produkte im Sortiment haben. Insgesamt sind 1323 Erzeugnisse in der Datenbank gelistet. Hinzu kommt, dass in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen Fair-Trade-Produkte verwendet werden und Bildungsaktivitäten zum Thema „Fairer Handel“ durchgeführt werden. Mindestens ein Verein, eine Schule und eine Kirchengemeinde sollten in Kommunen unter 200.000 Einwohner mitmachen, einmal pro Jahr muss eine solche Aktivität laufen, um das Siegel dauerhaft zu halten. Beispiele sind der Pausenverkauf von fair gehandelten Produkten, durch Fußballturniere, bei denen fair gehandelte Bälle zum Einsatz kommen, Kochen im Unterricht oder die dauerhafte Kooperation mit den Weltläden.

24 Länder weltweit bewerten derzeit Städte und Gemeinden mit dem Siegel „Fairtrade“, 178 Kommunen in Deutschland sind bereits angemeldet, informierte Sattler. „Vorteil ist, dass alle Teilnehmer mit dem Logo Fairtrade werben können und das Ganze recht kostenneutral zu bekommen ist, wenn jeder Teilnehmer zwei bis drei Produkte anbietet oder nutzt. Ich habe das Projekt bewusst nicht erst im Verbandsgemeinderat vorgestellt, sondern erst einmal das Interesse abgefragt“, so Frey.

In einer anschließenden Fragerunde wurde geklärt, dass die Nutzung regionaler Produkte nicht als Konkurrenz gesehen wird. „Das ergänzt sich, da viele Fair-Trade-Produkte regional nicht angebaut werden, beispielsweise Kaffee oder Tee“, erklärte dazu Thilo Eidt. Gefragt wurde auch, ob der Ausstieg aus dem Angebot möglich ist, falls sich die ausgewählten Produkte in den Einzelhandelsgeschäften nicht absetzen lassen. Auch dies stelle im Einzelfall kein Problem dar. Teilweise bieten Eisenberger Geschäfte schon seit längerer Zeit Waren aus fairem Handel an, auch das soll berücksichtigt werden.

Frey will jetzt im Mai den Grundsatzbeschluss im Verbandsgemeinderat fassen und anschließend nochmals die Teilnehmer des Info-Abends einladen, um dann die Steuerungsgruppe zu bilden.

INFO

www.fairtrade-towns.de

Quelle

Ausgabe Die Rheinpfalz - Unterhaardter Rundschau - Nr. 81
Datum Samstag, den 5. April 2014
Seite 15
 

Homepage SPD Eisenberg (Pfalz)